[Edit 18.6., siehe unten]
"Der Vortrag von Paz Peña beleuchtet das Konzept der Slow Tech – eine politische und ethische Praxis, die technologische Entwicklungen jenseits von Beschleunigung, Wachstumslogik und extraktiven Strukturen denkt.
Im Zentrum steht die Frage, wie digitale Technologien gestaltet werden können, die ökologisch nachhaltig, sozial gerecht und feministisch fundiert sind."
Englisch mit dt. Simultanübersetzung.
Update: Für Interessierte hier etwas aus meinen Notizen. An Lesbarkeit, Kürze etc. doktore ich jetzt nicht herum. Ich habe aber Links zu erwähnten Quellen ergänzt - die gehen wohl auch stärker ins Detail als der Vortrag.
Notizen
Ich ergänze aus meinen Notizen, weil es keine Aufzeichnung gibt und auch ihr Buch Tecnologias para un planeta en llamas (Technologien für einen Planeten in Flammen) nur auf Spanisch erhältlich ist
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Sie forscht und berät zur Schnittstelle von Technologie, Feminismus und sozialer Gerechtigkeit – aktueller Schwerpunkt Rechenzentren und KI.
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eine Quelle zur Frage, ob im wirtschaftlichen Wettbewerb von Ländern im Zusammenhang mit einer Technologie wie KI eher früher oder eher später eine Entscheidung fällt:
Jeffrey Ding: Technology and the Rise of Great Powers. How Diffusion Shapes Economic Competition, s. auch booklaunch Video und Interview
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Tech Konzerne agieren ähnlich wie Kolonialmächte: schaffen Monopole und Abhängigkeiten, nutzen Niedriglohnarbeit im Globalen Süden, maximieren Profit ohne Rücksicht auf soziale, ökologische etc Folgen siehe Toussaint Nothias: An intellectual history of digital colonialism (pdf)
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Staaten sollten Innovation durch die Linse menschlicher Bedarfe sehen (Stichwort ‚purpose technologies‘), nicht durch die von Kapitalinteressen. Sie sollten die Dominanz der handvoll Tech-Konzerne reduzieren und eine „technodiversity“ anstreben, die analog zur Biodiversität resilienter sei. Sie sollten die Zivilgesellschaft frühzeitig beteiligen bei der Frage, welche Technologien in den Mainstream münden sollen. (Auch Alternativen hätten oft offene Fragen, die diskussionswürdig sind). Aktuell ziele man nur darauf ab ein eigenes Silicon Valley oder das ‚nächste Facebook‘ etc. zu fördern/fordern.
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Trend geht dahin Rechenzentren als strategische Infrastruktur zu labeln und sie z. B. im Fall von Stromengpässen zu privilegieren. Hier müsste es einen öffentlichen Diskurs darüber geben, welche Nutzungen überhaupt so wichtig sind und welche nicht.
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Transparenz: Informationen zu Wassernutzung etc. müssen verfügbar sein. Nach ihrer Erfahrung kommen die Konzerne immer auf wundersame Weise mit ‚grüneren‘ Lösungen daher, sobald Aktivisti wieder einmal die Veröffentlichung von Daten erkämpft haben. Entsprechend positiv würde sich hier Transparenz auswirken
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Mit KI sind dominante Narrative verknüpft: Alle Bereiche brauchen KI. KI als Rennen, bei dem man nicht den Anschluss verpassen darf. KI als neutral (obwohl es tief ideologisch und interessegeleitet ist). Es brauche andere Narrative, wobei immer die Gefahr besteht, dass diese auch wieder gekapert werden (s. Olúfémi O. Táíwò: Elite Capture. How the Powerful Took Over Identity Poltics (And Everything Else)) Aber das sei eben der Kampf, den wir kämpfen müssten.
Alternative Ansätze/Narrative:
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Produktion: Kreislaufwirtschaft auch für Internet- und Kommunikationsstechnik vorantreiben
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Konsum: Umkehr des Trends zu mehr Geräten pro Kopf in USA/Europa, ‚Digital Sobriety‘ (allerdings auch immer Frage, welche Effekte es auf Produktionsländer hat)
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Slow Tech: „ethical framework“ mit drei Charakteristiken: good, clean, fair. Siehe Norberto Patrignani und Diane Whitehouse: Slow Tech. Towards good, clean and fair ICT (pdf)
ICT= internet and communications technology. Meine Zitate von dort: „Good ICT, in summary, means human-centred ICT: technologies that improve human well-being and well-living“, „Fair ICT must take into account the interests of all stakeholders involved throughout the value-chain.“
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Gewerkschaften von Beschäftigen im KI-Bereich unterstützen
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Daten- und Plattformkooperativen unterstützen
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Sichtbarkeit von intersektionalen Initativen stärken, die dekoloniale Technologie entwerfen und umsetzen
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Hinarbeiten auf das Co-Design und die Entwicklung einer KI-Commons-Infrastruktur. Sie verwies auf eine aktuelle und umfassende Überblicksstudie der brasilianischen NGO Coding Rights zu einem möglicherweise entstehenden Ökosystem von KI-Commons, in dem die Beteiligten „thinking about
AI from decolonial, transfeminist, antiracist, indigenous, decentralized,
post-capitalist and/or socio-environmental justice perspectives“. Die Studie AI Commons: nourishing alternatives to Big Tech monoculture ist unter https://codingrights.org/
docs/AICommons.pdf verfügbar. [Ich habe sie noch nicht gelesen. Die Orga scheint sehr interessant, es allerdings auch verwunderlich und schade, dass ausschließlich die kommerziellen social media Kanäle bespielt werden...)
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auch ein befragter chilenischer Demonstrant gegen ein neues Rechenzentrum beobachtete die wie selbstverständliche Integration von KI mit Sorge: „Artificial Intelligence has become natural.“ Der Zugang zum Internet werde zum Zugang zu KI mit ihren massiven Effekten auf die Umwelt. „Access to the internet will clash with the rights of nature and to live in a pollution-free environment due to the environmental impacts of AI“.
#kreislaufwirtschaft #digitalisierung #gerechtigkeit #infrastruktur #kooperation
Ich habe meine Notizen jetzt endlich mal ergänzt - es ist nicht hübsch, aber vielleicht ist was für dich Interessantes dabei.