ADHS - Austausch, Tipps, Erfahrungen

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Eine Community für Menschen mit ADHS, die anderen mit ADHS helfen oder sie verstehen wollen.

Tauscht euch über alles aus was ihr wollt: Lerntechniken, Arbeitstechniken, Sport, Schlaf, Hobbies, Fidget-Toys, Medikamente, TherapeutInnen usw.

Nützliche Websites:

founded 9 months ago
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submitted 9 months ago* (last edited 9 months ago) by [email protected] to c/[email protected]
 
 

Hallo ihr Lieben,

Hier können wir mal Regeln sammeln, die ein gutes Miteinander sichern können.

Idee

Das hier ist ein safer Space für Menschen mit AD(H)S. Nichtbetroffene sind herzlich eingeladen, in respektvollem Umgang mitzumachen.

Das hier ist auch ein Freiraum für

  • Extrem lange Nachrichten
  • Hyperfokus auf random Dinge
  • Abdriften in komplett andere Themen

Hier muss sich keiner für seine/ihre Art entschuldigen. Aber bitte seid respektvoll miteinander.

Meldet gerne alles, was euch negativ beeinflusst. Es wird nix sofort gelöscht, und dafür sind wir Mods ja da.

Arten von Posts.

Bitte stelle jedem Post eins dieser Tags vorne an:

  • ☝️Erfahrung:
  • ❔Frage:
  • 🗞️News:
  • 📑Studie:
  • 💬Diskussion:
  • ✨Tipp:
  • Sonstiges:

Emojis für Kategorien sind willkommen, da sie super visuell helfen könnnen. Ich möchte sie aber keinem Aufzwingen.

Inhalte

Spezifisch verboten sind

  • Falschinformationen & Mythen (ohne Kennzeichnung)
  • Als Fakten verkleidete Theorien oder Meinungen
  • Anstößige Inhalte (das übliche)

In manchen Fällen kann das unbeabsichtigt sein, nach Änderung des Posts ist alles ok. Aber Nicht-Reagieren auf einen deutlichen Kommentar nach angemessener Zeit wird als absichtlicher Verstoß behandelt.

Wir behalten uns vor, alles zu löschen, was den Regeln von feddit.org widerspricht, oder in anderer Weise störend, gefährlich, verletzend usw. ist.

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Knapp zwei Jahre sind inzwischen vergangen seit meinem ersten "Warte mal, hab ich das vielleicht auch?"-Moment. Wie sich herausstellt, habe ich nicht nur (schweres) ADHS, sondern auch Asperger. Eine Vermutung in diese Richtung hatte ich schon länger, lustig, dass ich diese Info bekomme noch bevor ich es selber ansprechen konnte.

Anyway, ich bekomme seit vier Wochen Medikamente (Kinecteen) und habe echt viel Hoffnung darauf gebaut. Die erste Woche war auch vielversprechend, allein am ersten Tag habe ich erledigen können wofür ich sonst zwei ganze Wochen brauchte. Ich konnte plötzlich Aufgaben unterbrechen ohne davon genervt zu sein, ich konnte wieder Gespräche führen ohne den Faden zu verlieren, Ausflüge unternehmen ohne sensorisch komplett überfordert zu werden, selbst meine sozialen Ängste waren nicht mehr ganz so schlimm wie sonst.

Irgendwie ist von dem anfänglichen Enthusiasmus aber nicht so viel geblieben. Arbeit ist immer noch für den Arsch (Großraumbüro, MS Teams, kein Bewusstsein für Neurodiversität), habe zwar schon gekündigt aber muss noch einige Wochen überstehen. Rausgehen fällt mir auch nach wie vor schwer, nicht nur wegen der Ängste, aktuell auch wieder wegen meiner heftigen Pollenallergie. Dann ist da noch dieser riesige Berg von Dingen der sich über die Jahre angestaut hat, Dinge, die ich machen will/soll/muss, aber nie geschafft hatte. Dachte etwas leichtgläubig, dass sich der jetzt bestimmt bald in Wohlgefallen auflöst. Tut er irgendwie nicht.

Deprimierend finde ich aber besonders, dass ich gerade nichts mit meiner Freizeit anzufangen weiß. Aus purer Gewohnheit greife ich dann oft zu Cannabis (im Vaporizer, nicht im Joint) und hocke mich vor den PC, aber im Endeffekt auch nur, um dort weitere Aufgaben zu erledigen. Ich habe keinen Spaß mehr an Videospielen, obwohl ich früher ständig gezockt habe. Ich verspüre den Drang raus zu gehen, aber in der Stadt sind immer noch viel zu viele Reize und weiter draußen weiß ich überhaupt nicht was ich dort machen soll. Freunde habe ich nur wenige, meistens bin ich lieber allein. Ich würde mir zwar eigentlich gerne wieder ein Motorrad holen, hab es aber nie geschafft was anzusparen.

Um meine Stimmung aufzubessern will ich mir bewusst Zeit zum Erholen nehmen, aber mir will einfach nicht einfallen was ich tun möchte. Alles wirkt so unfassbar anstrengend statt entspannend. Ich bin sehr dankbar für meine Freundin und unsere Katze die mir beide viel Trost spenden, mache mich aber natürlich auch weiterhin Sorgen, wie sich meine Verfassung auf die Beziehung auswirkt. 

Wie sind denn eure Erfahrungen mit der Medikation? Braucht es einfach nur seine Zeit, sich selbst neu zu finden?

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53 minütige Fassung aus dem Jahr 2023

Prof. Dr. André Zimpel hat seinen Vortrag aktuell bei einem Fachtag zum Thema Neurodivergenz und Psychiatrie in Bremen gehalten, von dem die taz berichtet. Schon allein der Titel "Was hat Neurodivergenz in der Psychiatrie verloren?!" macht neugierig.

Leider wurde der Fachtag selbst wohl nicht aufgezeichnet, aber immerhin gibt es den kurzweilig gehaltenen Vortrag von Prof. Zimpel aus einer anderen Vorlesungsreihe bei Deutschland Nova zum anhören.

Die zugewandte Perspektive der Erziehungswissenschaft ist mal was anderes! Prof. Zimpel beschreibt u.a. die neurodivergenten Symptome als Kompensationsstrategie für die typische Reizfilterschwäche.

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Bei Bedarf auch im Archiv nachzulesen.
Im Artikel wird - angesichts der aktuellen Diskussion um die Selbstdiagnostik - noch mal ausführlich erklärt, wie die Diagnostik eigentlich laufen sollte.

Im Artikel wird auch der Haken an der Sache erwähnt:

Der beste Weg zur professionellen Diagnose führt durch eine der speziellen ADHS-Ambulanzen [...] Nur: Auf einen Diagnostiktermin in solchen Ambulanzen müssen Menschen oft noch deutlich länger warten als auf einen Psychotherapieplatz. Häufig mehr als ein Jahr lang – einige Ambulanzen haben ihre Wartelisten sogar geschlossen.

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Hi, sorry im voraus schonmal für den langen Beitrag, aber ich muss mir das mal von der Seele reden. Vermutlich finden sich hier auch einige, die sich mit dieser Erfahrung verbunden fühlen.

Vor einigen Wochen habe ich es endlich geschafft, mich nicht nur um einen Termin zu bemühen, sondern auch einen zu bekommen. Dem ist ein etwa zweijähriger Selbstdiagnoseprozess vorausgegangen, in dem sich "safe ist das ADHS" und "Quatsch, du bist nur ein fauler, undisziplinierter und absolut dysfunktionaler Mensch" abgewechselt haben.

Der Termin, der endlich Klarheit schaffen soll, ist in wenigen Tagen. Ich habe brav meine Schulzeugnisse organisiert etc. und war ehrlich gesagt über einige Dinge, die da drin stehen, wirklich überrascht. Aber das ist ein anderes Thema.

Neben der generellen Angst, dass die Diagnose nicht ADHS sondern beschissene Erwachsene lauten könnte, macht mir hauptsächlich mein Umfeld zu schaffen. Weder meine Freundys noch Familie, nicht mal mein Partner wissen von diesem Termin. Ich traue mich nicht, das Thema anzusprechen, weil ich Angst habe, nicht ernst genommen zu werden. Als ich es vorsichtig gegenüber meinem Bruder erwähnt habe, kam direkt das gefürchtete "was nein du doch nicht". Und das, obwohl ich mir bereits seit einigen Monaten größte Mühe gebe, offen mit meinen Struggles umzugehen.

Es belastet mich, nicht darüber reden zu können, aber jedes Dismissed-Werden lässt mich mehr daran zweifeln, ob ich überhaupt zu dem Termin hingehen sollte oder ob ich mich da nur lächerlich mache. Ob ich danach diesen Menschen gegenüber einräumen muss, dass sie Recht hatten.

Und was, wenn ich mir das selbst gegenüber eingestehen muss? Wenn die jahrelange suche danach, was mit mir nicht stimmt, nicht an diesem Punkt endet? Ja was eigentlich dann?

In diesem Sinne alles gute für euch alle. Das hätte vermutlich auch in ein Notizbuch oder so gepasst, aber das macht ja nur halb so viel Spaß. Ihr macht das gut, dieses sogenannte Leben, und ich habe euch lieb.

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Hallo,

toll, dass es diese community gibt. Ich habe erst vor Kurzem erfahren, dass ich ADS habe.

Also kurz und knapp meine Frage; Bin ich hier auch richtig, wenn ich stilles ADHS habe?

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Hauptpunkt: Ist ADHS weniger eine Frage von problematischer Verdrahtung und mehr eine Frage von schlechter Passung der Umgebung bei Normvarianten, die an sich (oft) nicht pathologisch sind?

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ℹ️ ADHS-Forum (adhs-forum.adxs.org)
submitted 2 months ago by [email protected] to c/[email protected]
 
 

Lemmy ist zwar cool, aber leider super beschränkt.

Ich bin ein großer Fan der Discourse-Software und schaue da mal vorbei!

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submitted 2 months ago* (last edited 2 months ago) by [email protected] to c/[email protected]
 
 

Ich bin auf dieses wirklich schöne Projekt gestoßen und würde gerne mithelfen.

Ein bisschen Suchen auf der Seite gibt mir das Registrierungsformular, aber die Mail kann nicht abgeschickt werden.

Invalid response code received from server (code: -1, response: )]

Ansonsten scheinen nach 2016 keine neuen Nutzer mehr dazugekommen zu sein

Die Seite gibt an, von Fachpersonen gewartet zu werden, was natürlich ein guter technischer Vorsprung ist.

Impressum

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Was kann ein ADHS-Ausweis? (www.adhs-ausweis.de)
submitted 2 months ago* (last edited 2 months ago) by [email protected] to c/[email protected]
 
 

Das Mitführen von (momentan leider noch) "Betäubungsmitteln" kann zu unangenehmen Problemen führen.

Häufig gestellte Fragen

Der Ausweis scheint tatsächlich rechtsgültig zu sein, also alle nötigen Angaben zu beinhalten für ein Gericht.

Weiß wer mehr darüber oder hat schon einen?

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Einführung

Es gibt verschiedenste Medikamente, die meist denselben Wirkstoff enthalten, jedoch in verschiedenen Vorstufen, was eine "Retardierung" erzeugt und dadurch langsamer freigesetzt wird.

Wenn verschiedene Formen kombiniert werden (zB. bei Elvanse) kann so eine extrem lange Wirkung erzielt werden.

Je nach Bedarf eignen sich hier verschiedene Medikamente, was einem aber keiner sagt. Stattdessen verschreiben Ärzte/Psychiater oft einfach ihr "Lieblingsmedikament".

Bei kürzerer Dauer ist es üblich, nachzulegen. Das muss man aber eben tun, bevor die Wirkung aufhört, und man vergisst es auch oft.

Die Wirkdauer ist je nach Mensch unterschiedlich. "Kurz" trifft bei einigen Menschen mit schnellem Stoffwechsel zu, "Lang" kann bei empfindlichen Menschen oder langsamem Abbau auftreten.

Die deutlich bemerkbare Wirkdauer scheint sich von der tatsächlichen Konzentration im Blut zu unterscheiden. Der Höhepunkt der Blutkonzentration ("Peak") ist unterschiedlich (s. Bild unten).

| Medikament | Kurz | Üblich | Lang | Anmerkung | |


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| | Elvanse | 6h | 12h | 14h | Nicht in Grafik unten | | Ritalin Adult | ? | 8h | 10h? | Erster Peak nach 1h, zweiter (doppelt so hoch) nach 6h | | Medikinet Adult | 3h | 5h | 8h | Peak bei 3h | | Concerta | ? | 10h? | 12h? | langsamer Anstieg, Peak bei 7h | | Equasim Retard | | | | | MPH-ER | | | |

Spiegelverlauf verschiedener Medikamente, alle Medikamente zeigen nach 14h noch deutliche Konzentrationen im Blutserum.

Spiegelverlauf, zeigt den Abbau verschiedener Medikamente

Atypische Medikamente, Wirkung baut sich mit der Zeit auf:

  • Atomoxetin
  • Bupropion

Kommentiert gerne mehr!

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Artikel im Archiv

Erst mit Mitte 30 bekommt Manuel eine ADHS-Diagnose – und hat plötzlich eine Erklärung für viele seiner vermeintlichen Schwächen.
"Manchmal fühlt es sich an, als würde ich schummeln, als hätte ich jetzt eine Ausrede für alle meine Schwierigkeiten."
“Ich habe den starken Drang, mich zu rechtfertigen und allen zu sagen, dass ich nicht faul und ungenügend bin.”

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In den sozialen Medien wird ADHS viel diskutiert. Die Nachfrage nach Diagnosen bei Erwachsenen ist auch in Schleswig-Holstein inzwischen so groß, dass die Beratungsstellen völlig überlastet sind. Manche sprechen von katastrophalen Zuständen.

https://archive.ph/AmPOn

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geteilt von: https://feddit.org/post/9627213

.... „Mental-Health-Coaches“ sind plötzlich einflussreicher als ausgebildete Therapeut:innen. Das aber hat weniger mit TikTok als mit unserer schlechten Gesundheitsversorgung zu tun. Und damit, was wir für krank erachten.

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Artikel ohne Paywall im Archiv

Einer mit reichlich Erfahrung liefert eine Anleitung zum Umgang mit ADHSlern - mit dem Schwerpunkt aufs Arbeitsleben. Aus meiner Sicht ein lesenwertes Interview mit ein paar hilfreichen Einordnungen zum Verständnis der Filter-Störung.

Der Blick des Psychiaters scheint geprägt von der Arbeit mit beruflich erfolgreichen Betroffenen. Wer hingegen seine Ausbildung(en) abbricht, und immer nur Hilfsjobs ausüben kann, landet nicht bei ihm im Coaching, sondern im Jobcenter. Und da gibt es dann Probleme ganz anderer Natur.

Heiner Lachenmeier hat auch ein paar Bücher geschrieben und eine Webseite mit einigen interessanten Grafiken und diesem Satz:

Menschen mit ADHS/ADHD denken nicht zu wenig, sondern zu weit

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Ohne Paywall im Archiv

TLDR: Man stibt vorzeitig nicht an ADHS, sondern an unbehandelten Folgen von ADHS.

Sorry für diesen klickköderhaften Originaltitel. Das ist den Gepflogenheiten bei Feddit geschuldet.
Ich will hier gewiss niemanden schocken oder runter ziehen!
Daher - korrigierend zur Einordnung der verkürzten Aussage im Titel - vorab aus dem Artikel:

In Deutschland haben etwa vier bis fünf Prozent der Erwachsenen eine ADHS – eine Diagnose erhalten aber nur 0,2 bis 0,4 Prozent.
Aber erst mit der Diagnose können die Menschen die richtige Behandlung bekommen – und die hilft auch gegen ein vorzeitiges Sterben.

Der Befund aus der Studie erscheint mir bedeutsam aus zwei - hier sicherlich unstrittigen - Gründen:

  • Weil vielerorts ADHS nach wie vor gegen alle Evidenz verharmlost wird.
  • Und weil den (/uns) Betroffenen massiv Steine auf den ohnehin beschwerlichen Weg gelegt werden.

Die neue Studie zeigt: Die Folgen davon sind fatal und kosten viele Lebensjahre.

Mein Eindruck: Institutionelle Ignoranz und Fehleinschätzungen, wie das Märchen von der Überdiagnostizierung, halten Betroffene reihenweise davon ab, notwendige Unterstützung zu erhalten. Die Jungen stehen auch nach einer Diagnose nicht selten allein im Regen. Die Älteren diagnostizieren sich zwangsläufig irgendwann selbst, nachdem sie jahrelang allein im Regen standen - mit all den Dysfunktionalitäten ihres Lebens. Sie wissen dann zwar, woher der Regen kommt, aber oft nicht wirklich, wie sie ihn erträglicher machen können.

Ein klarer Zusammenhang zwischen limitierter Lebenserwartung und ADHS wurde laut Verfasser:innen erstmals in einer Studie so dargelegt. Wer ADHS Betroffene kennt, oder selbst von Kindesbeinen an deutlich mehr Unfälle als alle im persönlichen Umfeld hatte, wird darüber wenig verwundert sein, oder?

Was zu diskutieren bleibt: Wie der Umgang mit der ADHS bei Erwachsenen kurz- und langfristig verbessert werden könnte? Aus meiner Sicht ist es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Es braucht sehr viele Regenschirme für sehr viele Menschen!

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Das "Elvanse" und "Elvanse Adult" wurden, wieso auch immer, bisher als zwei komplett unterschiedliche Medikamente gehandhabt.
Jetzt seit diesem Jahr gibt es anscheinend keine Unterscheidung mehr, was die Indikation angeht.

Wieso das für uns relevant ist? Nun, die 20 mg pro Kapsel waren ausschließlich Kindern vorbehalten, und die geringste Dosierung für Erwachsene waren 30 mg.

Das ist absolut blöd, wenn man empfindlich auf Stimulanzien reagiert, oder mehrere Kapseln täglich davon einnimmt.

Wenn ihr schon mal negative Erfahrungen damit gemacht habt, oder sie aktuell verschrieben bekommt, fragt vielleicht mal euren Arzt, ob ihr einen Schritt nach unten gehen könnt, um Nebenwirkungen zu reduzieren. Oft braucht es gar nicht mal eine spürbare Wirkung, um einen "Effekt" zu erzielen. Seht die Medis nicht als Fernglas, sondern als Brille, die euch durch den Alltag bringt :)

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submitted 5 months ago* (last edited 5 months ago) by [email protected] to c/[email protected]
 
 

Hallo, ich hoffe es ist okay dass ich die community als emotionales Ventil benutze aber ich habe sonst leider niemanden und mir geht es aktuell echt bescheiden, und Ich weiß auch allgemein nicht weiter.

Ich umreiße mal meine Lebenssituation: ich bin Mitte 30, männlich, seit gut 20 Jahren mal mehr mal weniger depressiv, und seit Ende der Schulzeiten im Grunde ein NEET. Meine offizielle Diagnose habe ich erst letztes Jahr bekommen, und bisher auch noch keine Medikation gefunden welche für mich funktioniert, weder für die Depressionen noch das ADHS.

In der Schule wurde ich immer als hochbegabt gehandelt, was ich aber nie in konstante Leistungen umsetzen konnte, nur in bereichen welche mich "intellektuell" interessierten. Ich hatte auch soziale Schwierigkeiten einsetzend mit der Pubertät, welche mich schon damals mehrere Jahre gekostet haben da ich eine Sozialphobie und Schulangst entwickelt hatte, und Ich quasi mehrere Jahre nicht am Unterricht teilnehmen konnte. Mit Anfang 20 habe ich mich dann kurz gefangen und mein (fach-)Abitur machen können, und danach ein Studium begonnen.

Ungefähr zu diesem Zeitpunkt ging es dann wieder bergab, als routinierter Sonderling hatte ich nur wenige Freunde und soziale Kontakte, welche ich nach Ende der Schulzeit und nach Trennung von meiner damaligen (und letzten) Partnerin großteils verlor. Ich brach auch mein erstes Studium ab und zog in eine andere Stadt zum studieren, ich wollte einen Neuanfang. Obwohl ich hier ursprünglich sehr glücklich war und einige gute Freunde fand, waren die unterliegenden Probleme dieselben und ich konnte aus sozialen Ängsten mein Studium nicht wahrnehmen geschweige denn abschließen.

So zogen die Jahre ins Land, mein soziales Umfeld hat sein Studium abgeschlossen und ist weitergezogen, und meine Depressionen haben mich (besonders seit corona) immer mehr Zeit allein verbringen lassen, die Einsamkeit und Traurigkeit betäubt mit gras und konstantem Medienkonsum.

Jetzt finde ich mich mutterseelenallein in einer Stadt in der ich vielleicht fünf Menschen so gut kenne dass ich sie auf der Strasse grüßen könnte, und mir nur ein einziger Freund bleibt, der einzige hier welcher die depressiven Episoden verstehen und ertragen kann, aber auch der zieht jetzt Ende des Monats um.

Meine Familie (das heißt, meine Mutter) ist im Grunde der einzige Grund warum ich sowohl materiell als auch emotional noch nicht komplett am Ende bin, sie hat mich all die Jahre sozusagen am Leben gehalten durch ihre bedingungslose, unverbrüchliche Mutterliebe und Bereitschaft auszuhelfen wenn mal wieder gar nichts funktioniert bei mir. Seit einem Unfall welchen ich vor gut 2 Jahren hatte besucht sie mich auch 2-3 mal im Monat, das ist im Grunde mein einziger sozialer Kontakt zu einem Menschen mit dem ich emotional ehrlich sein kann.

Kommen wir zum jetzt und heute:

Ich fühle mich so unglaublich einsam und hilf- bzw. machtlos in so gut wie allen belangen meines Lebens dass ich nachts buchstäblich nicht mehr schlafen kann, weil dann Panikattacken und heulkrämpfe hochkochen. Ich schlafe seit bestimmt einem Jahr zwei mal pro Tag für jeweils 4-5 Stunden, eigentlich niemals nachts einfach weil es nicht geht...

  • Ich habe keine berufliche Perspektive da ich seit effektiv 10+ Jahren ein Loch im Lebenslauf habe und keine Erfahrung oder Qualifikation abseits des durchwachsenen Schulabschlusses, durch ein chronisches Rückenleiden kann ich auch die typischen körperlichen Arbeiten welche das Arbeitsamt gewöhnlich vermittelt nicht ausüben. Ich lebe von Sozialhilfe und einer Art Almosen meiner Mutter, welche mich dann und wann ein wenig Papierkram für ihren kleinen Betrieb machen lässt. Geld habe Ich also keins, und die Aussichten dass sich das irgendwann mal ändert sind offensichtlich schlecht.

  • ich bin auch zutiefst einsam und habe seit meiner letzten Beziehung vor etwa 12 Jahren keinerlei körperliche Nähe mehr erlebt, aber gleichzeitig das Gefühl dass ich meinen derzeitigen katastrophalen inneren zustand niemals irgendeiner Partnerin zumuten könnte, die tatsache dass sich keine geistig zurechnungsfähige Frau freiwillig ein solches disaster auflasten würde mal außen vor.

  • Ich habe durch meine lange isolation auch das Gefühl dass ich den Anschluss an die Gesellschaft verloren habe, ich wüsste nicht mal mehr wie oder wo man heutzutage soziale Kontakte knüpft geschweige denn echte Freunde finden könnte.

  • Rückblickend auf mein Leben bin ich mir ziemlich sicher dass ich im Kern eine tiefe, intensive Bindungs- und Verlustangst habe welche es mir zugleich extrem schwer macht Bezugspersonen zu entwickeln, als auch irgendeine dieser wenigen Bezugspersonen zu verlieren, ein Psychiater würde wahrscheinlich auf den Weggang meines Vaters im Kleinkindalter und/oder das mobbing in der Schule als Ursache schließen. Schon als Kind hatte ich oft Albträume über den Weggang oder Tod meiner Bezugspersonen, im besonderen meiner Mutter, welche sich bis heute halten und immer mal wieder in mir hochkochen. Die Tatsache dass sie bis heute eine so zentrale Rolle in meinem emotionalen Innenleben spielt trägt sicher auch dazu bei.

  • die Welt krankt am Kapitalismus und alles wird immer nur schlimmer und schlimmer und zusätzlich zu meinen obigen persönlichen Problemen empfinde ich auch tiefe Hoffnungslosigkeit angesichts der Weltlage und -entwicklung, auch für meine eigene Zukunft. Nicht nur stirbt der planet, ich bin durch meine Situation auch persönlich Leidtragender des politischen rechtsrucks.

Zugespitzt und zusammengefasst: Ich bin zutiefst allein und perspektivlos in allen Belangen. Ich habe lähmende Angst vor der Zukunft und dem Verlust der letzten paar Menschen in meinem leben, und wünsche mir so sehr jemanden zum reden und dass jemand mich versteht dass ich einen Sermon der Verzweiflung im Internet poste, weil ich sonst nicht weiß wohin.

Danke fürs lesen

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